Stell dir vor, du sitzt mit Brumo am Küchentisch. Draußen ist’s ruhig, drinnen riecht’s nach Toast und Kaffee. Auf dem Fernseher laufen wieder endlose Talkshows über Bürgergeld, Sanktionen und „Anreize“. Und doch beschleicht dich das Gefühl: Wir diskutieren am kleinsten Ventil, während die Maschine woanders entschieden wird – bei KI, Produktivität und Verwaltung, also genau dort, wo 2025 die Musik spielt.
Erst ein Blick auf die Lage:
Der Bundeshaushalt 2025 plant rund 503 Milliarden Euro Ausgaben. Die Neuverschuldung liegt im Korridor um 81,8 Milliarden – ohne Sondervermögen. Das ist ordentlich Schub, aber kein Freifahrtschein. Bundesregierung.de
Am Arbeitsmarkt sehen wir 6,4 % Arbeitslosigkeit im August 2025 – 3,025 Millionen Menschen. Saison und Konjunktur drücken, der Trend ist zäh. Bundesagentur für Arbeit
Die Inflation? Im August liegt sie bei ~2,2 % – also nahe am EZB-Ziel, aber die Kerninflation bleibt zäh. Statistisches Bundesamt
Und das Wachstum? Das ifo Institut hat gerade auf +0,2 % für 2025 herunterkorrigiert. Das ist kaum mehr als Stillstand – und genau hier entscheidet sich, ob wir gestalten oder verwalten. Reuters
Während wir ringen, sortiert die Welt die Karten neu – mit KI als strategischem Werkzeug:
Die USA haben Anfang 2025 per Executive Orders KI-Infrastruktur und Innovationspfade nachgeschärft – Ziel: Frontier-KI im Land bauen und halten. Das ist kein Slogan, das ist Industrie- und Sicherheitspolitik mit Ansage. The White HouseThe White House
Die EU geht den Regulierungsweg: Der AI Act gilt seit 1. August 2024, wird stufenweise anwendbar, vollständig ab August 2026. Anspruch: sicher, vertrauenswürdig – aber bitte auch umsetzbar und innovationsfreundlich. Digitale Strategie EuropaKünstliche Intelligenz Gesetz EU
Und Deutschland? Zwischen Haushaltsdisziplin, Sicherheitsausgaben und dem Versuch, Wachstum wiederzubeleben. (Die Debatte um die NATO-Quote zeigt, wie eng fiskalische Spielräume werden, wenn die Prioritäten sich verschieben.) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Jetzt zum viel diskutierten Punkt „Bürgergeld“. Die Regelsätze für Alleinstehende liegen 2025 bei 563 Euro. Darüber hinaus gibt es Kosten der Unterkunft, Krankenversicherung, Eingliederung – alles wichtig, aber: Die großen Hebel liegen selten im Regelsatz. Größere Effekte entstehen durch Prozesse, Digitalschnittstellen und Verwaltungsaufwand. BMAS.deDeutsche Gewerkschaftsbund
Was wäre also ein vernünftiger 2025-Plan, der Zahlen respektiert und Wirkung erzeugt?
Erstens: Existenzminimum unantastbar, Verwaltung entlasten.
Sanktionen dürfen das Minimum nicht unterschreiten. Nicht aus Moral allein, sondern aus Effizienz: Wer monatelang um Basics kämpft, kommt nie in Arbeit, Qualifizierung oder Stabilität. Die Kosten des Chaos frisst am Ende die Kommune über Mietschulden, Gesundheitsausfälle, Notlagen. Also: 48-Stunden-Notfallauszahlung bei Hängern, digitale Standardprozesse, klare Verantwortungen. Das kostet vor allem Organisation, nicht Milliarden – und spart Folgeschäden.
Zweitens: Grundfunktionen bündeln, Reibung reduzieren.
Wir haben Töpfe für Wohngeld-Plus, Heizkostenzuschüsse, Härtefälle – jeder mit eigener Logik, Formularen, Prüfketten. 2025 sollten wir eine Bündel-Schiene ziehen: Grundanteile zusammenfassen, ein Antrag, eine Linie. Weniger Verwaltung, mehr Planbarkeit – auch fiskalisch.
Drittens: KI pragmatisch als Werkzeugkasten, nicht als Schlagwort.
Die USA zeigen es: KI sortiert Akten, findet Betrugsnadel im Datenhaufen, entwirrt Gesetzesfluten. Machen wir das hier rechtsstaatlich und transparent – mit Audit-Pflicht, Open-Standards und menschlicher Letztentscheidung. Ergebnis: schnellere Bearbeitung, weniger Fehlbescheide, mehr Zeit für echte Beratung. Das ist keine Magie; das ist 2025-Verwaltungshandwerk.
Viertens: Wachstum nicht nur fordern, sondern bauen.
Produktivität entsteht, wenn Mittelstand und Verwaltungen digital reibungsarm kooperieren: eRechnungen ohne Medienbruch, Beschaffung mit KI-gestützter Plausibilitätsprüfung, Planungsbeschleunigung bei Infrastruktur. Jede Woche Verfahrensträgheit ist verlorene Wertschöpfung. Das ifo sagt „+0,2 %“ – daher zählt jedes Zehntelpunktchen, das wir uns durch schnellere Verfahren zurückholen. Reuters
Fünftens: Ehrlich über Prioritäten sprechen.
Wenn Verteidigung, Energie- und Industriepolitik mehr Mittel binden, dann brauchen Sozialsysteme Planbarkeit, nicht permanente Grundsatzkriege. Ein unantastbares Minimum nimmt Gift aus der Debatte. Danach kann man über Bonussysteme reden: Wer an Qualifizierung teilnimmt, profitiert – ohne jemals unter die Mindestlinie zu fallen.
Wie passt hier die Weltpolitik rein?
Ganz einfach: Wenn die USA KI strategisch fördern und zugleich regulieren, wenn die EU mit dem AI Act ein Sicherheitsnetz aufspannt, dann muss Deutschland gestaltungsfähig bleiben. Das heißt: Regeln ja, Stillstand nein. Prüfbar, auditierbar, aber mit Tempo. Wer 2025 KI nur als Risiko sieht, überlässt Produktivität anderen – und wundert sich später über zu kleine Budgets.
Am Ende sitzen wir wieder mit Brumo am Tisch. Er nickt und brummt: „Erst Sicherheit, dann Schaffenskraft.“ Genau das ist der Punkt: Menschenwürdiges Minimum als Fundament, digitale und KI-gestützte Verwaltung als Hebel, kluge Prioritäten im Haushalt als Steuer. Dann wird aus +0,2 % ein Weg aus der Stagnation – nicht über Nacht, aber spürbar.
Quellen (Auswahl):
Bundeshaushalt 2025 (Umfang/Neuverschuldung), Bundesregierung/BMF. Bundesregierung.deBundesministerium der Finanzen
Arbeitslosenquote August 2025, Bundesagentur für Arbeit. Bundesagentur für Arbeit
Inflation August 2025, Destatis. Statistisches Bundesamt
ifo-Prognose 2025, Wachstum 0,2 %. Reuters
US-KI-Executive Orders (Jan 2025). The White HouseThe White House
EU AI Act – Timeline/Anwendung. Digitale Strategie EuropaKünstliche Intelligenz Gesetz EU